Dienstag, 14. Mai 2013
Traurigkeit
Als ich das Zimmer betrete hockt sie auf der schmallen Fensterbank in der Ecke. Zusammengesunken, den Kopf in die Hande gestützt und die Arme um sich geschlungen sitzt sie da. Dieser Anblick ist beinahe unerträglich. Ich mache einen Schritt auf sie zu.
"Geg weg" flüstert sie. Ihre Haare hängen vor ihrem Gesicht.
Ich mache noch einen Schritt.
"Bitte" sagt sie etwas lauter. Dann bricht hörbar ihre Stimme.
Trotzdem setze ich mich wieder in Bewegung. Einen Fuß vor den anderen. Bis ich vor ihr stehe. Dann kauere ich mich ihr gegenüber. Ihre Hände krallen sich in den Stoff ihrer Hose, sodass ihre Fingerknöchel weis hervortreten.
Sehr lange sitzen wir einfach nur da. Ich höre ihren ungleichmäßigem Atem zu und weis nicht wie ich ihr helfen soll. Es scheint unmöglich sich ihr zu nähern.
Dann streckt sie eine Hand nach mir aus. Se berührt mich an der Schulter. Ihre Hand wandert höher. Tastet sich langsam vorwärts über meinen Hals. Fährt durch meine Haare und bleibt schließlich auf meinem Gesicht liegen. Umschließt die rechte Hälfte ganz.
Den Kopf immer noch auf den Knien gebettet streckt sie auch die andere Hand aus.
"Könntest du mir deine Hand geben bitte?" fragt sie, bevor ihre Stimme erneut bricht.
Ich strecke ihr meine Hand endgegen. Als unsere Figerspitzen sich berühren, greift sie danach, umschließt sie fest und zieht sie zu sich heran.
Mein Handrücken streift ihr Haar. Dann legt sie meine Handfläche über ihre Augen. Von Außen presst sie ihre Hand über meine.
Lautlos weind sie.

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